Können stille Entzündungen das Wachstum von Lipomen beeinflussen? Dabei handelt es sich um mehrere kleine, unterschwellige Entzündungsprozesse im Körper, die den gesamten Organismus belasten können. Als Betroffener möchte ich dieser Frage nachgehen und einige Informationen sowie hilfreiche Tipps dazu vorstellen.
Als jemand, der seit vielen Jahren mit Lipomen lebt und schon viele Operationen hinter sich hat, habe ich mich oft gefragt: Warum entstehen sie überhaupt? Und warum werden es manchmal mehr? Vor Kurzem bin ich auf das Thema stiller Entzündungen gestoßen und frage mich seitdem: Können sie das Wachstum von Lipomen beeinflussen – oder vielleicht sogar fördern?
Noch ein Hinweis: Ich bin weder Arzt noch Fachmann – ich teile hier lediglich meine persönlichen Erfahrungen als Patient. Ich habe recherchiert, Studien gelesen und meine eigenen Beobachtungen reflektiert. Die Antwort auf diese Frage ist nicht schwarz-weiß, aber es gibt spannende Zusammenhänge, über die ich hier berichten möchte.
Was sind stille Entzündungen?
„Silent Inflammation“ bedeutet: chronisch niedriggradige Entzündungen im Körper, die ohne klassische Entzündungssymptome verlaufen – also ohne Fieber, Schmerz oder Rötung. Sie entstehen oft schleichend durch:
- zuckerreiche, verarbeitete Ernährung
- Übermaß an Omega-6-Fettsäuren (z. B. Sonnenblumenöl)
- Bewegungsmangel
- Übergewicht (insbesondere viszerales Bauchfett)
- Schlafmangel
- Dauerstress
Symptome
Stille Entzündungen wirken unterschwellig – oft über Jahre. Anfangs sind die Beschwerden diffus, viele Betroffene (mich eingeschlossen) nehmen sie nur vage wahr:
- Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme
- Häufige Infekte, Kopf- und Muskelschmerzen
- Schlafstörungen, Reizbarkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Gelenkbeschwerden, Schwindel, Nachtschweiß, Sehstörungen
Bleiben diese Prozesse unbemerkt, können sie im Hintergrund Schaden anrichten.
Diese Form der Entzündung gilt als Treiber vieler chronischer Erkrankungen – von Typ-2-Diabetes über Herz-Kreislauf-Leiden bis hin zu neurodegenerativen Prozessen wie Alzheimer.
Folgen
Langfristig erhöhen sie das Risiko unter anderem für:
- Chronische Schmerzen, depressive Verstimmungen und Erschöpfung
- Allergien und Autoimmunerkrankungen (z. B. Rheuma, Hashimoto, MS)
- Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes, Fettleber und Übergewicht
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, KHK, Herzinfarkt, Schlaganfall)
- Lungenerkrankungen (z. B. COPD)
- Erhöhtes Krebsrisiko
- Vorschnelle Alterung (z. B. Haut, Gehirn, Gefäße)
Diagnostik
In der Labordiagnostik werden stille Entzündungen oft anhand dieser Marker sichtbar:
Lipome und Lipomatose – nochmal zusammengefasst
Ein Lipom ist eine gutartige Wucherung von Fettzellen, meist unter der Haut.
Lipomatose bezeichnet das Auftreten vieler Lipome gleichzeitig, oft verteilt über verschiedene Körperregionen.
Es gibt mehrere Formen:
- Sporadische Lipome – einzelne, meist harmlose Knoten
- Familiäre multiple Lipomatose – genetisch bedingt
- Madelung-Syndrom (multiple symmetrische Lipomatose) – tritt meist bei Männern auf, oft mit Alkoholstoffwechselstörung
- Dercum-Krankheit (Adiposis dolorosa) – schmerzhafte Lipome, häufig bei Frauen, oft mit Stoffwechselstörungen verbunden
Ich selbst gehöre zu den Betroffenen mit multiplen Lipomen – und wurde mit Lipomatose diagnostiziert.
Gibt es eine Verbindung zwischen stillen Entzündungen und Lipomen?
Der aktuelle Stand der Wissenschaft:
Es gibt keine direkten Studien, die beweisen, dass stille Entzündungen Lipome verursachen oder deren Wachstum gezielt fördern.
Aber es gibt Hinweise und Theorien, die einen indirekten Zusammenhang vermuten lassen.
Entzündung im Fettgewebe
Fettzellen (Adipozyten) sind nicht nur Energiespeicher, sondern auch hormonell aktiv. Das Fettgewebe gilt heute als ein endokrines Organ, weil es eine Vielzahl von Botenstoffen produziert und ausschüttet, darunter:
- Leptin – reguliert das Hungergefühl und den Energiehaushalt
- Adiponektin – beeinflusst den Zucker- und Fettstoffwechsel positiv
- Resistin, TNF-α, IL-6 – entzündungsfördernde Botenstoffe, besonders bei Übergewicht
- Östrogene – insbesondere aus Fettgewebe bei postmenopausalen Frauen
Diese hormonelle Aktivität beeinflusst viele Prozesse im Körper wie Appetitregulation, Insulinsensitivität, Entzündungsreaktionen und den Stoffwechsel insgesamt.
Wenn Fettgewebe chronisch entzündet ist, kann es andere Zellen beeinflussen und somit auch einen mögliches Einfluss auf das Wachstum von Lipomen haben.
Oxidativer Stress
Oxidativer Stress entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen freien Radikalen (reaktive Sauerstoffspezies, ROS) und antioxidativen Abwehrmechanismen im Körper gestört ist. Zu viele freie Radikale können:
- Zellen und Gewebe schädigen
- DNA, Proteine und Lipide angreifen
- entzündungsfördernde Signalwege aktivieren (z. B. NF-κB)
Das kann zu einer chronischen, unterschwelligen Entzündungsreaktion führen – also zu stillen Entzündungen. Diese Art der Entzündung ist ein Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes Typ 2 und einige Krebsarten.
Begleiterkrankungen bei Lipomatose
Es könnte naheliegen, dass bestimmten Lipomatose-Formen vermehrt bei Patienten mit metabolischem Syndrom, Übergewicht, Insulinresistenz und Fettleber auftreten – allesamt Erkrankungen, bei denen stille Entzündungen eine mögliche Rolle spielen.
Lipome nach Trauma
Einige Betroffene berichten von Lipomen, die nach Prellungen oder Druckstellen entstanden sind – also dort, wo lokal eine kleine Entzündung bestand. Auch das deutet auf einen möglichen Zusammenhang hin.
Was heißt das für Betroffene?
Auch wenn die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, lässt sich sagen:
- Stille Entzündungen sind kein gesicherter Auslöser,
- aber sie könnten ein fördernder Faktor sein,
- besonders wenn bereits eine genetische Veranlagung besteht.
Daher lohnt sich ein genauer Blick auf den eigenen Lebensstil – nicht nur wegen der Lipome, sondern auch für die allgemeine Gesundheit.
✅ Checkliste: Was Du tun kannst, um stille Entzündungen zu reduzieren
Entzündungsmarker testen | Blutbild beim Arzt: hsCRP, IL‑6, TNF‑α prüfen lassen |
Ernährung | Weißmehl und weißen Zucker meiden, mehr Omega-3 (Leinsamen, Fisch), Gemüse, Beeren, Nüsse |
Bewegung | Täglich mindestens 30 Minuten Gehen, Fahrradfahren oder sanfter Sport |
Gewichtsregulation | Insbesondere Bauchfett reduzieren – wirkt entzündungshemmend |
Stressreduktion | Atemtechniken, Meditation, Spaziergänge in der Natur, Singen |
Schlaf | 7–9 Stunden Schlaf fördern Zellregeneration und Immunbalance. Wenn möglich tagsüber einen Power-Nap von 20 Minuten. |
Begleiterkrankungen checken | Schilddrüse, Leber, Blutzucker und Hormone regelmäßig kontrollieren |
Beobachten & dokumentieren | Lipome im Blick behalten und regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen – ggf. mit Fotos und Wachstumstagebuch |
🔍 Fazit
Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Beweise, dass stille Entzündungen direkt Lipome auslösen oder deren Wachstum eindeutig beschleunigen.
Die Forschung steht noch am Anfang, und Lipome gelten weiterhin überwiegend als genetisch bedingte Fettzellveränderungen.
Aber:
Ein gesunder, entzündungsarmer Lebensstil schadet sicher nicht – im Gegenteil. Er kann den Körper entlasten, Begleiterkrankungen vorbeugen und vielleicht sogar verhindern, dass Lipome schneller wachsen.